Psychoonkologie

Seelische Hilfe für Angehörige von Krebspatienten oder chronisch Kranken


Die Diagnose Krebs erschüttert nicht nur den betroffenen Patienten. Nahe Angehörige und Freunde reagieren meist schockiert und erst einmal hilflos auf die Nachricht einer Krebserkrankung des geliebten Partners, der Eltern oder vielleicht des Kindes. Nach dem ersten Schrecken gibt es dann viel zu tun. Arzttermine für Operationen oder Therapien vereinbaren und wahrnehmen, das soziale und berufliche Umfeld neu organisieren, bürokratische und finanzielle Angelegenheiten in die Wege leiten. Aber vor allem dem erkrankten Angehörigen zur Seite stehen, ihn pflegerisch und psychisch zu unterstützen.

 

Reden Sie über Ihre Probleme anstatt alles in sich hineinzufressen

Dabei bleibt nicht nur wenig Zeit nach den eigenen Bedürfnissen zu schauen, diese werden vielmehr meist hinten angestellt oder kaum wahrgenommen. Bei langer und chronischer Erkrankung baut sich mit der Zeit jedoch ein seelischer Druck auf und dieser führt zu einer zwiespältigen Haltung. Auf der einen Seite weis der helfende Angehörige, dass seine Probleme im Vergleich mit den schweren oder lebensbedrohlichen des Erkrankten lapidar sind. So spricht er lange Zeit, oft monatelang nicht darüber, inbesondere, weil er den Kranken nicht damit belasten will. Im Inneren wächst jedoch eine Unzufriedenheit, denn die eigenen Probleme lösen sich nicht auf, sondern scheinen immer schlimmer zu werden. Die einen ziehen sich dann innerlich zurück, werden ängstlich und resignieren, verlieren oft sogar die Lebenslust. Die anderen reagieren eher gereizt, werden plötzlich wütend oder betäuben sich mit Alkohol. Wenn dieser Zustand lange anhält, kann er zur Verzweiflung führen. Dann kann es sein, dass man sich selbst oder vielleicht dem Angehörigen den Tod wünscht, um endlich befreit zu sein. Dies alles führt unweigerlich zu Schuldgefühlen, die die Situation verstärken.

Erkennen Sie Ihre eigenen Grenzen und nehmen Sie sich selbst wichtig

Wahrzunehmen, dass man an die eigenen Grenzen kommt und hin und her gerissen ist zwischen helfen wollen und selbst nicht mehr zu können, ist eine Herausforderung die Angehörigen von Krebspatienten oder chronisch Erkrankten viel abverlangt. Dabei sind die Gefühle und Gedanken völlig normal und zeigen, dass man die eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen darf. Wichtig ist es nun, endlich darüber zu reden. Doch wer ist der richtige Ansprechpartner? Der Erkrankte selbst wäre damit überfordert, aber auch Freunde oder Verwandte kommen schnell an ihre Grenzen. Haben sie anfangs noch ein offenes Ohr für die Probleme, zeigt sich mit der Zeit oft weniger Verständnis, da die Ratschläge, die gegeben werden einfach nicht umsetzbar sind und das Dilemma einer chronischen, schweren Erkrankung von den meisten Menschen einfach nicht erkannt wird. Denn im Gegensatz zu Alltagsproblemen, gibt es bei schweren Erkrankungen nicht "die" Lösung. Der belastende Zustand für den pflegenden Angehörigen bleibt über lange Zeit bestehen und so kann er beim nächsten Treffen mit Bekannten nicht einfach sagen "mir geht es wieder besser" sondern, wieder nur "mir geht es überhaupt nicht gut". Die wenigsten Menschen können mit chronischen Erkrankungen umgehen und so wird der eigentlich hilfsbedürftige, sich aufopfernde Angehörige schnell zum Jammerlappen abgestempelt, der sich hängen lässt -  der einem aber auch immer wieder an die bedrohlichen Möglichkeit der eigenen Erkrankung erinnert.

Therapeutische Hilfe entlastet Sie und entspannt das Verhältnis zwischen Ihnen und dem Kranken

Es ist deshalb ratsam, sich an Menschen zu wenden, die wissen, in welcher Situation Sie sich befinden und mit welchen seelischen Belastungen Sie zu kämpfen haben. Wichtig ist eine Atmosphäre, in der Sie alle Gefühle zeigen dürfen und sich alle Gedanken von der Seele sprechen können ohne dafür verurteilt zu werden. Das dürfen sowohl Schmerz und Trauer als auch Wut und Hass sein. Gerade unter den schlimmsten Gefühlen wie Hass verbergen sich oft Liebe und die tiefe Verzweiflung über die Hilflosigkeit und eigene Ohnmacht. Nur wer all das außerhalb der belastenden Umgebung loslassen kann, findet wieder einen Freiraum in dem sich Helfer und Kranker entspannter und somit liebevoller begegnen können. Und darum geht es hauptsächlich in solchen extremen Lebenssituationen. Das Wesentliche will sich immer mehr offenbaren und wird zu einem intensiven Prozess der eigenen Reifung sowohl für den Erkrankten als auch für den Helfer.